Rituale bei einer Trauerfeier

Rituale bei einer Trauerfeier erleichtern das Abschiednehmen.

Sicher kennen Sie die Totenwache am Bett der verstorbenen Person, das Heraussuchen der passenden Kleidung, das eigene Waschen und/oder Ankleiden dieser Person (ja, das ist auch in einem Bestattungsinstitut normalerweise möglich), der Leichenschmaus nach der Trauerfeier oder Beisetzung. Und wahrscheinlich fallen Ihnen jetzt noch viel mehr Rituale während einer Trauerfeier ein, die Sie kennen oder von denen Sie schon gehört haben. Und ja, in Deutschland müssen der Sarg oder die Urne in ein Grab auf einem Friedhof. Da dürfen Sie „Oma“ nicht einfach auf den Kaminsims stellen.

Kerzenritual bei einer TrauerfeierEntzündete Teelichter bei einer Trauerfeier von www.DieGrabrednerin.com

Ich bin ein Mensch, der unheimlich gern Rituale mag. Irgendwie im ganzen Leben. Und ich mag es auch, gerade, wenn ein Mensch, den ich mochte, gestorben ist und beerdigt wird. Es gibt so viele Ideen und Möglichkeiten Rituale auf solch einer Trauerfeier zu gestalten. Wobei alles im Rahmen (zeitlich und preislich in erster Linie) bleiben soll. Was nützt es denn, wenn wir in München in einer Trauerhalle, in der jede Trauergesellschaft nur ca. 20 Minuten Zeit hat, eine Rede gehalten werden soll und wir mit 100 Gästen zusätzlich jeweils ein Teelicht für die verstorbene Person anzünden? Da habe ich als Redner irgendwann nur noch fünf Minuten Zeit, um über diese Person zu erzählen. Das hat diese so nicht verdient.


Apropos Trauerhalle: Eine reine Trauerfeier – ohne Beisetzung von Urne oder Sarg – kann auch außerhalb des Friedhofs stattfinden. Dies kann gern in der Lieblingsdiskothek oder an der Isar sein oder auch hoch oben auf dem Berg. Dort, wo die verstorbene Person eben so gerne war.


Aber natürlich kann auch das Anzünden der Teelichter als alleiniges Element in einer Trauerfeier mit einer langen Zeit der Stille hilfreich sein. Worte sind nicht immer das Wichtigste. Manchmal drücken Rituale sehr viel mehr aus.


Ich selber mag es, wenn ich den Trauergästen etwas mitgeben kann, was sie als Erinnerung an diese Trauerfeier und an die geliebte/gemochte Person mitnehmen können.


Das führt mich natürlich langsam einmal da hin, ein paar Vorschläge für Rituale zu machen (Eine Trauerfeier zu gestalten gilt ebenfalls als eines der wichtigsten Rituale zum Abschied nehmen.) Es handelt sich allerdings nicht nur um Rituale, die direkt bei der Trauerfeier gestaltet werden können.


Eines möchte ich aber vorausschicken:  machen Sie kein Ritual des Rituales willen, sondern weil es genau zu Ihnen und zu der von Ihnen geliebten verstorbenen Person passt.


Viele dieser Rituale kennen Sie vielleicht schon, andre mögen Ihnen vielleicht neu sein:

  • Öffnen des Fensters, wenn die geliebte Person daheim gestorben ist (Es tut einfach gut, frische Luft in den Raum zu lassen, in dem gerade jemand gestorben ist. Und viele Menschen glauben daran, dass die Seele jetzt ihren Weg nach draußen finden muss.)
  • Schließen der Augen und des Mundes (Auch dies ist möglich, wenn die Person in Ihrem Beisein gestorben ist. Häufig wird dies von dem anwesenden Arzt durchgeführt. Scheuen Sie sich nicht, selber Hand anzulegen.)  
  • Aufbahrung der verstorbenen Person (Wussten Sie, dass Verstorbene bis zu 36 Stunden im häuslichen Rahmen aufgebahrt werden können? Selbstverständlich kann eine Aufbahrung auch beim Bestatter erfolgen. Hier können Sie sich oder eben auch Freunde, Nachbarn in Ruhe verabschieden.)
  • Gestaltung des Abschiedsraums (Blumenschmuck, Kerzen – in welcher Form werden sie angeordnet…)
  • Abschiednehmen am offenen Sarg (Ein letzter Blick auf die verstorbene Person kann hilfreich sein im Verarbeiten.)
  • Aufstellen eines Fotos der verstorbenen Person (Nehmen Sie am besten ein Foto, an welches Sie sich gerne erinnern. Welches die Person genau so zeigt, wie sie eben war.)
  • Entzünden von einer Trauerkerze oder Teelichtern und Abstellen in der Nähe des Sarges oder der Urne (Die Zeit des Entzündens ist ein Moment der Erinnerung an gemeinsam Erlebtes und ein Moment der Stille.)
  • Bemalen des Sarges (Natürlich können Bilder gemalt oder auch einfach nur gute Wünsche hinterlassen werden. Idealerweise macht man dies bereits im Vorfeld.)
  • Einbinden von etwas, was die verstorbene Person immer machte oder mochte (z. B. das geliebte Gläschen Likör am Abend noch einmal trinken, die morgendliche Zeitung in den Sarg beigeben, Kaffeebohnen den Gästen mitgeben, wenn es für die verstorbene Person nichts Schöneres gab, wie der Kaffee am Nachmittag,  oder Steine, wenn die verstorbene Person eher hart und kantig war, Aufstellen seiner geliebten Trompete oder seines Motorrads…)
  • Mitgeben von Sachen in den Sarg, die die verstorbene Person liebte (Das kann das geliebte Päckchen Zigaretten sein oder die Zigarre, das Kuschelkissen, der Lieblingsteddy o.ä.)
  • Letzte Worte an die verstorbene Person (Für dieses Ritual bekommen alle Trauergäste kleine Zettel, die sie während der Trauerfeier beschriften können mit den letzten eigenen Worten. Diese werden dann entweder – gemeinsam mit den Blumen – mit ins offene Grab geworfen oder bei einer anschließenden Verbrennung mit verbrannt.)
  • Beilegen einer Münze in den Sarg (Sicher kennen Sie die Geschichte, dass damit die Kosten für den Fährmann bezahlt werden.)
  • Einbinden von Musik (Binden Sie gerne Musik in die Trauerfeier ein, die von der verstorbenen Person gehört wurde. Oder die Ihnen selber jetzt gerade Kraft gibt. Hier gibt es kein richtig und kein falsch. Wenn Sie „Highway to Hell“ hören wollen oder „Amoi seng ma uns wieder“ – dann ist beides einfach passend.)
  • Eigenes Tragen der Urne ans Grab. (Vielleicht ist ja gerade der letzte Weg derjenige, den Sie selber ihrem geliebten Menschen schenken wollen. Sie sind ja so viele Wege miteinander gegangen.)
  • Blumen, Erde oder Weihwasser am Grab (Das Geräusch von fallender Erde auf den Sarg finden Sie schrecklich? Dann nützen Sie doch einfach nur Blütenblätter oder Sand. Konnte die verstorbene Person nicht mit der Kirche? Warum sollte dann Weihwasser am Grab bereitstehen?)
  • Einstreuen von abbaubaren Materialien ins Grab (Die verstorbene Person war ein Paradiesvogel oder mochte es bunt und ausgefallen, warum sollten Sie dann kein Konfetti ins Grab streuen?)
  • Sprechen von persönlichen Worten während der Trauerfeier (Diese persönlichen Worte sind noch viel emotionaler, als Worte von uns Trauerredner. Sie kommen direkt aus Ihrem Herzen.)
  • Gemeinsames Singen (Vielleicht haben Sie ein Lied, was alle Trauergäste kennen und was Sie gemeinsam mit ihnen singen wollen? Früher wurde noch viel mehr gesungen – nicht nur in der Kirche.)
  • Den Angehörigen kondolieren (Wenn Sie in Ihrem Schmerz allein sein wollen, so ist dies Ihr gutes Recht. Lassen Sie es dann nur bitte erwähnen, da es für fast jeden Menschen normal bzw. üblich ist, von der Familie zu verabschieden und Ihnen das Beileid oder Mitgefühl auszusprechen.)
  • Gestaltung des Leichenschmauses (Natürlich darf es hier die Schlachtschüssel im Lieblingslokal geben, wenn die verstorbene Person genau dies so unheimlich geliebt hat. Oder vielleicht gehen Sie einfach in das Lieblingscafé der verstorbenen Person. Hier ist der richtige Moment, um gemeinsam über allerlei zu lachen, was man so mit der verstorbenen Person erlebt hat.)
  • Tragen von „Trauerkleidung“ (Früher trug man weiß, wenn man in Trauer war.  Erst im 19. Jahrhundert änderte sich die Farbe in schwarz. Aber vielleicht wissen Sie ja, dass die verstorbene Person gar nicht mochte, dass jemand schwarz trägt deswegen. Vielleicht ist ja eher bunte Farbe gewünscht gewesen von ihr? Tragen Sie, was Sie für sich benötigen. Es gibt auch hier kein richtig oder falsch. Auch wenn Sie vielleicht bei anderen Menschen anecken, nur weil diese der Meinung sind „Man trägt schwarz auf einer Beerdigung und während des Trauerjahres.“
  • Das Trauerjahr (Trauern Sie so lange, wie Sie es brauchen und es Ihnen gut tut. Das ist nicht an die 365 Tage des Jahres gebunden.)

Ich wünsche Ihnen, dass Sie Ihrer Trauer und Ihren Tränen trauen, trauen Sie aber bitte auch Ihrer Freude und Ihrem Glück. Beides gehört zu einem erfüllten Leben. Und trauen Sie sich, Rituale zu leben, die der Tod mit sich bringt oder bringen kann. Es gibt kein richtig oder falsch. Kein Mensch darf (be-)werten, was für einen anderen gerade richtig oder gut ist. Ich wünsche Ihnen den Mut, Ihre Trauer genau so zu leben, wie es zu Ihnen passt.


Ihre Michaela Burch
Freie Trauerrednerin in Landshut, Dingolfing, Landau und Umgebung